1001 Baustelle. Mit Freude an der Sozialen Arbeit.
Spardruck, Fachkräftemangel, eine neue Generation zieht nach, Digitalisierung, komplexer werdende Begleitungen, Nachwirkungen der Pandemie – in der Sozialen Arbeit begegnen wir vielen, zum Teil neuen, Herausforderungen. Wie können wir mit Elan und Engagement im Interesse der Adressat:innen innerhalb der Rahmenbedingungen der Politik arbeiten? Wie können wir in der Führung entsprechend Voraussetzungen schaffen, die der Organisation und den Fachpersonen ermöglichen, mit Freude qualitativ gute Soziale Arbeit zu leisten? In der Privatwirtschaft sind verschiedene Veränderungen hinsichtlich Rahmen- und Arbeitsbedingungen von Betrieben beobachtbar. Wie können sich Organisationen der Sozialen Arbeit mit den sich verändernden Umständen entwickeln? Welche innovativen Ansätze können zu einer lebendigen Organisation beitragen, die motivierte Sozialarbeiter:innen begleiten und tragen kann, die Qualität der Arbeit unterstützt und adressat:innengerecht wirkt? Und schliesslich, welche Entwicklungen und Innovationen können auf der organisationalen Ebene einen Beitrag dazu leisten?
Die Qualifutura-Tagung findet am 21. März 2025 von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr statt.
– Ort: Pauluskirche, Freiestrasse 8, 3012 Bern
– Publikum: Fachpersonen der Sozialen Arbeit, Psychiatrie, Berufsbildung und Politiker:innen
– Kontaktperson: Anna Bouwmeester, Co-Geschäftsleiterin
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Kosten
170 CHF Frühbuchungstarif (gilt für Buchungen bis am 31.12.2024)
200 CHF Normaltarif
Anmeldeschluss: 14. März 2025
Folgendes Programm erwartet euch:
Vormittag
- ab 08:30 Uhr: Ankommen
- 09:00 Uhr: Begrüssung
- 09:15 Uhr: Referat 1: „Politik und Soziale Arbeit heute und morgen.“ Anna Tanner, Co-Präsidentin SP Kanton Bern und Sozialarbeiterin
- 10:00 Uhr: Referat 2: „Organisationen und Fachpersonen der Sozialen Arbeit heute und morgen.“, Melanie Germann, Dozentin FHNW
- 10:45 Uhr: Kaffeepause
- 11:15 Uhr: Input 3: „Handlungsmöglichkeiten für Organisationen der Sozialen Arbeit“, Tobias Bockstaller, AvenirSocial
- 11.30 Uhr Input 4: „So innovativ sind wir, das macht Freude!“ Drei Organisationen (Bewährungs- und Vollzugsdienste des Kantons Bern, Sora, flexible Beratung und Begleitung für junge Erwachsene und Familien und Pluto, Notschlafstelle für Jugendliche und junge Erwachsene) präsentieren ihre Innovationen in Anlehnung an den Input von AvenirSocial.
Mittag
- 12.20 – 13.30 Uhr: Mittagessen
Nachmittag
Workshops in zwei Durchgängen: 1. Durchgang: 13.30 bis 14.45 Uhr, 2. Durchgang: 15.15 bis 16:30 Uhr. Folgende Auswahl steht zur Verfügung (Workshop-Ticket wird vor Ort verteilt):
- Workshop 1: „Qualifutura hinter den Kulissen – Praxis und Forschung im Dialog.“ Mit Melanie Germann und Mitarbeitenden von Qualifutura.
- Workshop 2: „Es braucht Innovation in sozialen Organisationen, damit Fachpersonen der Sozialen Arbeit Freude an der Arbeit haben, gesund bleiben, und adressat:innengerecht mit Qualität arbeiten können.“ Podiumsdiskussion.
- Workshop 3: „Handlungsmöglichkeiten für Organisationen der Sozialen Arbeit“ Mit AvenirSocial.
- Workshop 4: „Lustvolles (berufs-)politisches Engagement – wie kann das gelingen?“ Verschiedene Einzelpersonen und Organisationen stehen für Diskussion und Fragen zur Verfügung.
- Workshop 5: „Digitalisierung als Herausforderung und Chance.“ Mit Sabine Muff, Produktmanagerin Digitalisierung von sozialinfo.ch
- Workshop 6: „Wie können wir unsere mentale Gesundheit schützen und stärken?“ Valerie Allemann, Psychologin und Projektleiterin von hirncoach.ch
- 16:40 Uhr: Abschluss
Wir setzen Thesen für die Tagung:
Makroebene
Soziale Arbeit befindet sich in einer Wechselwirkung mit der Politik. Sie wird von politischen Rahmenbedingungen und Vorgaben beeinflusst und deshalb gehört politisches Handeln zu ihrem Profil.
Mesoebene
Organisationen der Sozialen Arbeit können sich trotz den begrenzten Ressourcen hinsichtlich der gesellschaftlichen Veränderungen weiterentwickeln und die Grundwerte der Sozialen Arbeit vertreten. Hierbei spielt es eine Rolle, wie geführt wird.
Mikroebene
Es braucht Innovation in sozialen Organisationen, damit Fachpersonen Freude an der Arbeit haben, gesund bleiben, und adressat:innengerecht arbeiten können.
Referate
Politik und Soziale Arbeit heute und morgen. Anna Tanner, Co-Präsidentin SP Kanton Bern und Sozialarbeiterin
Viele Entscheide für das Sozialwesen, die Institutionen und die betroffenen Menschen werden in politischen Gremien getroffen. Es geht dabei um Gesetze oder Verordnungen zu Hilfeleistungen oder um Subventionen und Leistungsverträge mit sozialen Institutionen. Meistens geht ein politischer Entscheid voraus, wenn eine Institution ein neues Angebot einführt, ein Gesetz umsetzt oder sogar den Betrieb einstellen muss, weil die Finanzierung für die Institution fehlt und ein Leistungsvertrag anderweitig vergeben wird. Ein wichtiger Aspekt sind auch politische Entscheide und Forderungen, welche alle Menschen betreffen, jedoch die Klientel der Sozialen Arbeit ganz besonders. Das sind beispielsweise alle Vorlagen zu Renten, Krankenkassenprämien oder bezahlbaren Wohnungsbau. Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir als Sozialarbeitende unser politisches Mandat wahrnehmen. Es gibt verschiedene Formen von politischer Partizipation. In meinem Referat geht es um die Einflussmöglichkeiten von Sozialarbeitenden auf die Sozialpolitik.
Organisationen und Fachpersonen der Sozialen Arbeit heute und morgen. Melanie Germann, Dozentin FHNW
Die Organisationen der Sozialen Arbeit sind gefordert: Nebst der demografischen Entwicklungen sind gesellschaftliche Veränderungen sowie das arbeitsbezogene Verhalten der aktuell jüngsten Generation von Sozialarbeitenden Erklärungen für den Fachkräftemangel. Immer mehr Fachkräfte wechseln häufiger die Stelle oder verlassen den Beruf, während gleichzeitig die Nachfrage nach qualifizierten Sozialarbeiter:innen steigt. Dies hat Auswirkungen auf die Qualität der Begleitung und Unterstützung der Adressat:innen der Sozialen Arbeit sowie auf die Gesellschaft insgesamt, da wichtige soziale Dienste nicht mehr ausreichend abgedeckt werden können. Es lohnt sich, einen Blick auf die Erwartungen und Arbeitsmotive der jungen Sozialarbeitenden zu werfen. Die Machtverteilung zwischen (potenziellen) Mitarbeitenden und Führungspersonen muss neu ausgehandelt werden. Organisationen sind deshalb gezwungen, ihre Arbeitsbedingungen, ihre Struktur, Organisationskultur und ihr Führungsverständnis zu überdenken. Nur wenn es uns gelingt, generationenübergreifend neue Organisations- und Führungsmodelle zu entwickeln und insbesondere im Umgang mit Diversität Kompetenzen aufzubauen, haben wir die Chance, mit motivierten und qualifizierten Sozialarbeitenden die Qualität im Sozialbereich hochzuhalten.
Handlungsmöglichkeiten für Organisationen der Sozialen Arbeit, Tobias Bockstaller, AvenirSocial
Trotz ungenügenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und begrenzten Ressourcen haben Organisationen im Bereich der Sozialen Arbeit in Bezug auf die Gestaltung von Arbeitsbedingungen Handlungsmöglichkeiten. AvenirSocial hat auf Basis von Interviews mit Führungspersonen verschiedene Best-Practice-Beispiele aus allen Bereichen der Sozialen Arbeit gesammelt, die veranschaulichen, wie Arbeitsbedingungen innerhalb einer Organisation verbessert werden können. Auch Organisationen haben eine Verantwortung gegenüber den Grundsätzen der Sozialen Arbeit und sollen sich bei ihren Geldgebenden für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Als Fachpersonen können wir dies aber nicht nur dem Engagement der Institutionen überlassen, sondern müssen auch aktiv Veränderungen in unseren Organisationen fordern und mitgestalten.
Workshops
Die Workshopanmeldungen finden vor Ort mit einem Ticketsystem statt.
Workshop1: „Qualifutura hinter den Kulissen – Praxis und Forschung im Dialog.“
Mit den Workshopteilnehmenden gehen wir der Frage nach: Welche Führung und welche Rahmenbedingungen die Freude der Sozialarbeitenden in der täglichen Arbeit unterstützen? Dazu diskutieren wir die Ergebnisse aus der Forschung von Melanie Germann zur Arbeitgebendenattraktivität in der Sozialen Arbeit. Qualifutura ist eine der vier untersuchten Organisationen. Die Mitarbeitenden von Qualifutura kontextualisieren die Ergebnisse dieser Forschung. Schon einmal vorneweg: Die Führungskultur, die Gefässe für fachliche Weiterentwicklungen sowie die konkrete eigene persönliche und berufliche Entwicklung sind zentrale Faktoren. Doch wie konkret werden diese umgesetzt und gelebt? Gemeinsam im Dialog werden wir diese Erkenntnisse mit der eigenen Bestandesaufnahme, was Arbeitgebendenattraktivität und die Freude an der Arbeit konkret ausmachen, verknüpfen und weitere Ideen dazu entwickeln.
Workshopleitung: Melanie Germann, Dozentin FHNW, Charlotte Eicher, Mitarbeiterin fallführende Coach Qualifutura, Anna Bouwmeester Co-Geschäftsleiterin Qualifutura
Workshop 2: „Es braucht Innovation in sozialen Organisationen, damit Fachpersonen der Sozialen Arbeit Freude an der Arbeit haben, gesund bleiben, und adressat:innengerecht mit Qualität arbeiten können.“
Wie können Organisationen der Sozialen Arbeit innovativer werden und gleichzeitig die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Fachkräfte fördern? In einer Podiumsdiskussion diskutieren Führungspersonen und Angestellte von Organisationen der Sozialen Arbeit sowie eine Politikerin wie zukunftsweisende Organisationsentwicklung mit nachhaltigen Arbeitsbedingungen verbunden werden können. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage wie politische Rahmenbedingungen und organisationaler Wandel verbunden werden können, um ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Diskussion hat das Ziel, die Teilnehmer:innen zu inspirieren und neue Perspektiven zu gewinnen.
Podiumsteilnehmer:innen: Monika Wolf, Co-Geschäftsleiterin von Qualifutura, Anna Tanner, Co-Präsidentin SP Kanton Bern und Sozialarbeiterin, Pia Labruyère, Gründerin und Leiterin von ÜBER18 aus Zürich, Claudia Allemann, Bewährungs- und Vollzugsdienste des Kantons Bern sowie ein:e Mitarbeiter:in von Qualifutura, Moderation: Daniel Studer
Workshop 3: „Arbeitsbedingungen aktiv verändern“
Im Workshop zum Referat gehen wir genauer auf einzelne Beispiele ein, wie Arbeitsbedingungen in Organisationen trotz schwierigen Rahmenbedingungen verändert werden können. Wir diskutieren die Beispiele, stellen uns die Frage, welche Voraussetzungen und Stolpersteine es gibt und arbeiten gemeinsam heraus, wie diese in unseren jeweiligen Organisationen umgesetzt werden könnten und was wir als Fachpersonen dazu beitragen können. Dabei vertreten wir die Grundhaltung: „Wir wollen nicht mit dem Finger auf alle Unzulänglichkeiten und Schwierigkeiten zeigen, sondern orientieren uns am in den Organisationen vorhandenen Potential zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen“.
Workshopleiterin: AvenirSocial
Workshop 4: „Lustvolles (berufs-)politisches Engagement – wie kann das gelingen?“
Möchtest du mehr Wissen zu berufspolitischem Engagement? Fragst du dich, wo du dich einbringen könntest? Dann ist dieser Workshop das Richtige für dich! Verschiedene Personen mit sozialpolitischen Erfahrungen erkunden mit den Teilnehmer:innen wie sozialpolitische Themen mit Leidenschaft angegangen werden können und dabei nachhaltig wirken. Ziel des Workshops ist es, Mitgestaltungsmöglichkeiten in der sozialpolitischen Landschaft zu entdecken. Dieser Workshop zeigt, dass politisches Handeln nicht nur wirksam, sondern auch erfüllend und lustvoll sein kann. Es wartet eine grosse Portion Knowhow: AvenirSocial, Melina Wälti, Vorstand, Christa Amman als Grossrätin AL, Forum für kritische Soziale Arbeit (Kriso), Leo Graber, Tobias Kindler mit seiner Forschung zu politischem Engagement von Sozialarbeitenden der Fachhochschule OST sowie das Netzwerk Futuras* (Netzwerk für Frauen in der Sozialen Arbeit in Führungspositionen oder die sich dafür interessieren) mit Fabienne Friedli stehen Rede und Antwort.
Workshop 5: «Digitalisierung als Herausforderung und Chance.»
Das Thema der Digitalisierung beschäftigt Fachpersonen der Sozialen Arbeit seit geraumer Zeit. Arbeitsabläufe werden angepasst, neue Tools eingeführt, weitere Zugänge werden geschaffen, die Art der Zusammenarbeit mit und die Lebenswelt der Klient*innen verändert sich, KI erobert mit ihren Verheissungen und Risiken zunehmend den Alltag. Passiert Digitalisierung einfach oder habe ich als Fachperson Einflussmöglichkeiten? Der Frage nach den Auswirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten der Digitalisierung widmen wir uns aus zwei Perspektiven: mit Blickwinkel einerseits auf unseren Arbeitsalltag und andererseits auf die Lebenswelt der Klient*innen. Darin enthalten sind Fragen zu den Grundwerten der Sozialen Arbeit und ihrem gesellschaftlichen Engagement.
Workshopleiterin: Sabine Muff, Sozialinfo
Workshop 6: „Wie können wir unsere mentale Gesundheit schützen und stärken?“
Im diesem Workshop setzen wir uns aktiv mit der Förderung von Resilienz und mentaler Fitness auseinander. Durch Gruppenarbeiten, Diskussionen und praktische Übungen lernen die Teilnehmenden, wie sie ihr Gehirn vor negativem Stress schützen und ihr Wohlbefinden nachhaltig stärken können. Wir thematisieren dabei den Umgang mit Emotionen und emotionaler Arbeit, den Herausforderungen von der Balance zwischen Anforderungen und Autonomie und der Motivation und Sinnhaftigkeit im Arbeitsleben. Zudem entdecken die Teilnehmenden Methoden zur Stressbewältigung und Tipps zur Aktivierung eigener Ressourcen, um gestärkt und motiviert im Alltag zu agieren. Der Workshop lädt ein, ins Handeln zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Strategien zu entwickeln, die Körper und Geist langfristig stärken.
Workshopleiterin: Valerie Allemann, Projektleiterin, Hirncoach